Rückblick 2017: Gender oder Gleichberechtigung?

Sonntag 31. Dezember 17 02:58

Das gesamte Jahr 2017 hatte aus Frauensicht ein Grundthema: Genderismus oder Feminismus? Bereits mit dem Women’s March im März in Washington wurde die Kluft zwischen denjenigen deutlich, die mit rosa Vaginamützen hinter einer frauenverachtenden Schariabefürworterin herlaufen, und denjenigen, die für Gleichberechtigung eintreten. Leider scheint 2017 das Jahr zu sein, in dem ersteren mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde. Die Gendersternchen-Hashtag-Debatten kulminierte in #metoo, einer Kampagne, die die Grenze zwischen sexueller Gewalt, Sexismus und tollpatschigen Flirtversuchen vollends verwischte.

Um dennoch ein Bild der tatsächlichen Ereignisse zum Thema Gleichberechtigung im Jahr 2017 zu bekommen, folgt ein zwar unvollständiger, aber dennoch die Ereignisse spiegelnder Überblick relevanter Artikel des ausklingenden Jahres. Dabei stehen große Terrorattentate wie der Anschlag in Manchester neben eher kleinen Vorfällen wie dem Angriff auf eine Radfahrerin. Denn eben dies war das Jahr 2017: Voller großer und kleiner Schrecken für Frauen. Und einiger Fortschritte, vor allem in der islamischen Welt, in der Frauen unter großer Gefahr um ihre Freiheit kämpfen, während wir diese mit Hashtags vergeuden.

Januar

Nicht nur die Grüne Simone Peters findet das Verhalten der Polizei fragwürdig, auch Julia Schramm, im Landesvorstand der Linken Berlin, konstatiert, dass die Silvesternacht 2015 "von Rechtsextremen gezielt aufgebauscht und forciert" wurde.

In der Türkei setzt sich ein konservativ-religiös geprägtes Frauenbild durch. Progressive, gebildete Frauen erwägen die Auswanderung – oft auch ihren Töchtern zuliebe.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) stützt in seinem heutigen Entscheid das Bundesgericht: Die Verpflichtung zweier muslimischer Mädchen zum Schwimmunterricht sei zwar ein Eingriff in die Religionsfreiheit. Jedenfalls vor der Pubertät.

Die neue Angst der Frauen.

Februar

Frauen in Niedersachsen kritisieren Islam-Staatsvertrag.

Für den Islamischen Staat ist die Massenvergewaltigung und Versklavung von Frauen normal. Für die Welt anscheinend auch, denn die Frauen werden nicht gerettet.

Ein offener Brief an die schwedische Ministerin, die das freiwillige Tragen eines Hutes mit der Kopftuchpflicht verwechselt.

Serie von Säureattentaten auf Frauen in Berlin.

Apropos Women’s March in Washington: Eine Absage an den Pussyfeminismus.

Die feministische Regierung in Schweden ist keine, denn Gleichberechtigung für Iranerinnen ist ihr schnuppe.

März

Keinen Strafnachlass bei kulturellen und religiösen Prägungen in Bayern. Gesetzesentwurf.

Die Zahl der Vergewaltigungen in Hamburg steigt.

Frauen fliehen aus Saudi Arabien, wenn sie können.

Die Brigade des Meres setzen sich gegen die Vertreibung von Frauen aus dem öffentlichen Raum in Frankreich ein.

April

An dieser Schule in Schweden sind Mädchen Menschen zweiter Klasse.

Sarah Halimi wurde schwer gefoltert und ermordet, während Polizisten vor ihrer Tür standen und ihren Schreien lauschten. Dennoch gibt es keinen öffentlichen Aufschrei. Paris.

Boko Haram schickt die gefangenen Mädchen zurück. Als lebende Bomben.

Freispruch trotz eine brutaler Vergewaltigung in Brandenburg.

Dina Ali hat versucht, aus Saudi Arabien zu fliehen. Sie wurde auf der Flucht gekidnappt und wird bis heute gefangen gehalten. Angela Merkel setzt sich auf ihrer Reise nach Saudi Arabien nicht für Dina Ali ein.

Der österreichische Präsident van der Bellen findet, alle Frauen sollten aus Solidarität Kopftuch tragen. Das finden Feministinnen nicht.

Mai

Eine Studie über das Wertesystem arabischer Männer gibt wenig Anlass zu Hoffnung.

Necla Kelek wird auf Druck islamischer Verbände in Hamburg vom Frauenmarsch ausgeschlossen.

Die rot-grüne Landesregierung in NRW verhindert die vollständige Aufklärung der Vorgänge in der Silvesternacht 2015.

Saudi Arabien wird in die Commission on the Status of Women der UN gewählt. Auch von Schweden.

Der Tugendterror der Sittenpolizei im Iran.

Macrons Staatssekretärin für Gleichberechtigung möchte das Kopftuch an französischen Schulen erlauben.

Bericht über die sexuelle Folter in Frauengefägnissen durch das Assad-Regime.

Sexuelle Übergriffe in Tübingen.

Einer der schwersten Terroranschläge in Europa wird in Manchester verübt, und er richtet sich gegen Mädchen und Frauen.

Und das war nicht der erste Anschlag auf Mädchen und Frauen in Großbritannien!

Kein Lebenslänglich für Messerstiche, Axtangriff, zertrümmerten Schädel und Schleifen mit dem Auto von Kader K. Der Täter habe die Verantwortung für die Tat übernommen…

Eine Frau wird in Berlin vom Fahrrad getreten, die BZ berichtet von Randalierern. Sind Übergriffe auf Frauen jetzt nur noch Sachbeschädigung?

Gemeinsam fordern wir Sicherheit für Frauen in Deutschland.

Juni

Die Kinderehe ist in Deutschland endlich Geschichte.

Juli

Der Gruppendruck auf Mädchen an Berliner Schulen wächst. Genau wie der Antisemitismus.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gibt anlässlich der Sommerferien ein Infoblatt zur Zwangsverheiratung raus.

Ein muslimischer Polizist in Rheinland-Pfalz hat aus religiösen Gründen den Handschlag einer Kollegin verweigert.

Ein Mädchen wird zur öffentlichen Gruppenvergewaltigung durch den Dorfrat verurteilt, als Strafe für ihren Bruder, in Pakistan.

Tausende Frauen protestieren in der Türkei gegen die Beschneidung ihrer Rechte.

Israel gewährt einer iranischen Journalistin Asyl, die von der Türkei an den Iran ausgeliefert werden sollte.

Seyran Ates ist auch wegen ihres Einsatzes für Gleichberechtigung wieder so stark gefährdet, dass sie 24/7 unter Polizeischutz gestellt wird.

Sexuelle Übergriffe beim Straßenfest in Schondorf - ja, nein, vielleicht.

Pranger der Böll-Stiftung für alle, die nicht genehme Meinung haben, mit einigen wirklich widerlichen Gestalten und vielen Konservativen und Liberalen, nach dem Motto “etwas Dreck bleibt immer kleben”.

August

Eingeschränktes Burka-Verbot in Bayern beschlossen.

Hunderte Mädchen wurden über Jahre hinweg in Newcastle systematisch missbraucht.

Die Labour-Abgeordnete Sarah Champion wird zum Rücktritt gezwungen, nachdem sie auf das kulturelle Element bei den systematischen Gruppenvergewaltigungen in Großbritannien hingewiesen hat.

Loverboys” werden endlich wieder Thema.

Ein Terrorist greift in Turku, Finnland, gezielt Frauen an.

Vergewaltigung ist nicht nur eine Kriegswaffe, sondern auch ein Terrorinstrument, z. B. vom Islamischen Staat systematisch eingesetzt.

Im Libanon gehen Vergewaltiger nicht mehr straffrei aus, wenn sie das Opfer heiraten.

Das höchste indische Gericht erklärt die islamische Scheidung für illegal, fünf muslimische Frauen hatten jahrelang für dieses Urteil gekämpft.

Deutscher Pass und Zweitfrau: Kein Problem.

September

„Eine Vergewaltigung ist nur am Anfang schlimm, aber dann beruhigt sich die Frau und es wird normaler Sex.“

Die Leipziger Polizei rät Frauen, nicht mehr alleine joggen zu gehen.

Das Bayerische Innenministerium gibt einen deutlichen Anstieg der Zahl der Vergewaltigungen bekannt.

Wir landen mit unserer Podiumsdiskussion mit Zana Ramadani und Antje Sievers in einem der größten polnischen Onlinemedien, innerhalb weniger Stunden wird der Beitrag hundertfach kommentiert. In Polen scheint es großes Interesse an echtem Feminismus zu geben.

Algerien verbietet die Vollverschleierung an Schulen.

Ein Vater nimmt seine Tochter aus der Schule, da die Klassenlehrerin Kopftuch trägt und die Schule sich weigert, das Mädchen in einer anderen Klasse unterzubringen.

Saudi Arabien erlaubt Frauen das Autofahren, Arztbesuche ohne Vormund und den Besuch von Sportarenen.

Der Vergewaltiger der Frau in der Siegaue nennt das Opfer vor Gericht eine Prostituierte und gibt dem Opfer die gesamte Schuld.

In Tunesien werden die Frauen den Männern im Erbrecht gleichgestellt und dürfen künftig Nicht-Muslime heiraten.

In Wien wird eine jugendliche Afghanin von ihrem Bruder umgebracht.

Es wird bereits mit weiteren Machtdemonstrationen in der Silvesternacht 2017 gerechnet, dennoch nennen das Auftauchen hunderter junger Männer spontan.

Angela Merkel antwortete auf eine Publikumsfrage nach den zugewanderten jungen Männern und dem damit verbundenen Risiko auch bei Sexualstraftaten: “Das glaube ich nicht.”

Terre des Femmes: Keine einzige Partei setzt sich für ein Verbot des Kinderkopftuchs ein.

Oktober

Es tauchen Berichte in Österreich über ein Paar auf, das beim Sonnenbaden von muslimischen Männern bedroht wurde, weil die Frau oben ohne am See lag. Mittlerweile bittet der Staatsschutz um Hinweise auf die Täter.

Ägypten ist nach wie vor eines der gefährlichsten Länder für Frauen.

Frauen verschwinden aus dem öffentlichen Raum in den Banlieues in Paris.

Tariq Ramadan wird von einer weiteren Frau wegen Vergewaltigung angezeigt.

Die Ahmadiyya-Jugendorganisation sieht Deutschland frauenfrei.

Afghanistan ist für Frauen die Hölle auf Erden und nur sehr wenigen gelingt die Flucht.

Die Uni Hamburg fordert zur wechselseitigen Rücksichtnahme auf, nachdem Studenten Frauen wegen “unzüchtiger” Kleidung bedroht haben.

Nach sexuellen Übergriffen gibt es in Schweden jetzt Musikfestivals nur für Frauen. Geschlechtertrennung wird traurige Realität.

November

In der Türkei dürfen Imame künftig gültige Ehen schließen. Damit steigt die Gefahr der Kinder- und Mehrfachehen erheblich.

Die Kopftuchbarbie macht Schlagzeilen, Birgit Kelle wird wegen ihrer Kritik an derselben auf Facebook gesperrt.

Der DFB unterstützt das Kinderkopftuch, die öffentliche Sexualisierung eines kleinen Mädchens.

Eine weitere saudische Frau verschwindet, nachdem sie versucht hat, aus dem Land zu fliehen.

Bei der Polizeiakademie Berlin lernen Schüler, die sich frauenfeindlich äußern. Bisher keine Konsequenzen durch die Leitung der Polizei.

Irakische Politiker wollen die Hochzeit mit neunjährigen Mädchen legalisieren.

Dezember

Ein Islamist zerstört eine Frauenstatue in Algerien, Passanten hindern ihn am weiteren Zerstörungswerk.

Anna Muzyuch weigert sich, an der Schachweltmeisterschaft in Saudi Arabien als Mensch zweiter Klasse teilzunehmen und verliert ihre Titel.

Die Proteste im Iran wachsen. Eine Frau, die gegen die Kopftuchpflicht protestiert, wird zur Ikone im Netz.