Unterschriftenaktion: #SaveDinaAli

Dienstag 25. April 17 02:27

Dina Ali Lasloom ist eine 24-jährige Frau, die kürzlich versucht hat, vor ihrer Familie und der Situation in ihrem Land zu fliehen. Sie wurde von Verwandten misshandelt. Und Dina Ali konnte keinen Schutz außerhalb ihrer Familie finden, denn Dina Ali lebt in Saudi Arabien.

Bundeskanzlerin Merkel reist am 30. April 2017 nach Saudi Arabien, wo man sie mit militärischen Ehren empfangen wird. Die Reise dient laut der stellvertretenden Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, zur Vorbereitung auf den G20 Gipfel in Hamburg. Neben den Wirtschaftsthemen hat die Bundeskanzlerin und amtierende Präsidentin der G20 als ein Kernthema für den Gipfel die Partizipation von Frauen in der Gesellschaft festgelegt.

Sollte Frau Merkel mit Vorbereitung die Verbesserung der Partizipation von Frauen gemeint haben, hätte sie sich kein besseres Ziel aussuchen können. In Saudi Arabien sind Frauen wie in kaum einem anderen Land vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Erwachsene Frauen brauchen einen männlichen Vormund, sie sind nach den Gesetzen des Königreichs Unmündige. Ohne die Erlaubnis des Vormundes können Frauen weder studieren, noch arbeiten oder reisen. Sie können auch nicht entscheiden, ob und wen sie heiraten möchten. Saudische Frauen können keine einzige relevante Entscheidung ihres eignen Lebens selbst treffen.

Dina Ali konnte ihre Angreifer nicht anzeigen, denn Anzeigen müssen von einem gesetzlichen Vormund erstattet werden, der in vielen Fällen der Täter ist. In Saudi Arabien gibt es keine Frauenhäuser, die diesen Namen verdienen, die „Schutzeinrichtungen“ sind Gefängnissen ähnlich. Frauen können sie nur dann wieder verlassen, wenn der männliche Vormund ihnen dazu die Erlaubnis erteilt oder sie einer arrangierten Ehe durch den Staat zustimmen, damit sie mit dem Ehemann einen neuen Vormund erhalten. Auch Frauen, die von ihrem Vormund in ein Gefängnis gesteckt werden wie Mariam Alotaibi, die versucht hat, sich alleine eine Wohnung zu mieten und dabei erwischt wurde, können das Gefängnis nach Ablauf der Strafe nur mit diesem Vormund verlassen. Viele Frauen werden nicht abgeholt und müssen dann in Schutzeinrichtungen weiter vegetieren, abgeschnitten von der Außenwelt, ohne eine Chance, die Häuser zu verlassen.

Eine Frau zu sein bedeutet in Saudi Arabien lebenslanges Gefängnis. Saudische Frauen sind zu Hause Gefangene ihrer Vormunde. Versuchen sie, innerhalb Saudi Arabiens zu fliehen, bleiben sie Gefangene des Vermundschaftsystems. Sie sind nicht Bürgerinnen, sondern Sklavinnen in ihrem Land.

Dina Ali Lasloom aber will nicht als Sklavin leben. Sie will frei sein, will leben wie ein Mensch. Daher versuchte sie über die Philippinen nach Australien zu gelangen, um dort Asyl zu beantragen. Auf ihrem Zwischenstopp in den Philippinen wurde ihr Pass einbehalten, männliche Verwandte reisten ihr nach und Dina Ali wurde mit Klebeband gefesselt gegen ihren Willen in einem Flugzeug nach Saudi Arabien zurückgebracht. Sie konnte am Flughafen noch mit Zeugen eine Videobotschaft aufnehmen, in der sie sagte, sie würde getötet, wenn sie zu ihren Verwandten zurückgebracht wird. Nun ist Dina Alis Aufenthaltsort unklar. Nach der Genfer Flüchtlingskonvention hätten die philippinischen Beamten nicht das Recht, Dina Ali ihren Verwandten auszuliefern und gegen ihren Willen zurückzuschicken, es war ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Am gleichen Tag, an dem Dina Ali Lasloom der Pass auf einem phillipinischen Flughafen weggenommen wurde, um sie an ihrem Weg in die Freiheit zu hindern, reiste der philippinische Präsident Rodrigo Duterte für drei Tage nach Saudi Arabien. Die philippinische Botschaft des Königreichs erklärte, es handele sich lediglich um eine Familienangelegenheit. Phillipinische Einwanderungsbeamte sagten, bei Transitpassagieren seien sie nicht zuständig.

Nun stattet die deutsche Bundeskanzlerin dem Königreich einen Besuch ab, kurz nachdem Saudi Arabien trotz der eklatanten Geschlechterapartheid zu einem Mitglied der UN Commission on the Status of Women gewählt wurde. Von den 54 Mitgliedern des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen (ECOSOC), die gewählt haben, haben 47 Mitglieder für Saudi Arabien gestimmt. Von den 22 demokratischen Ländern, die im ECOSOC-Rat sitzen, haben also nur 7 nicht für Saudi Arabien gestimmt. Die Abstimmung ist geheim, wir wissen nicht, welche 15 Länder gegen ihre eigenen Freiheiten gestimmt haben. Deutschland ist eines der dort vertretenen Länder. Wie hat Deutschland abgestimmt?

 

Hillel Neuer/UN Watch https://twitter.com/HillelNeuer/status/856078221149962240

 

Die Bundeskanzlerin tritt heute, den 25. April, beim Women20 Summit in Berlin auf, wo auf Frau Merkels Geheiß als Teil und Vorbereitung der G20 das Thema Partizipation von Frauen bearbeitet wird. Fünf Tage später reist die Bundeskanzlerin dann nach Saudi Arabien, in das Land, in dem Dina Ali Lasloom und mehr als 10 Millionen Frauen gefangen gehalten werden.

Frau Merkel, wir haben ein paar Fragen:

Zum offenen Brief an die Bundeskanzlerin geht es hier, jede Unterschrift hilft. #SaveDinaAli!

https://www.change.org/p/bundeskanzleramt-open-letter-to-chancellor-merkel-savedinaali

 

Erstunterzeichner des offenen Briefes an die Bundeskanzlerin sind

Rebecca Schönenbach, Initiative Frauen für Freiheit; Silvia Jelincic, Journalistin; Helle Merete Brix, journalist and writer; Agnieszka Kolek, Passion for Freedom; Brigitta Biehl, Rechtsanwältin, 2. Vorsitzende peri eV – Verein für Menschenrechte und Integration; Orit Arfa, journalist, singer and author; Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin TERRE DES FEMMES; Eva Quistorp, MdEP a.D., Frauen für Frieden, Theologin und Feministin, Autorin; Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrat Der Ex Muslime - Deutschland; Rebecca Sommer, Arbeitsgruppe Flucht und Menschenrechte; Helmut Biehl; Dittmar Steiner; Stefan Paintner; Thomas Kulik

Unterschriftenaktion: #SaveDinaAli
Bild credits: https://saffaa.wordpress.com/2012/09/26/guardian/