Statement zur Documenta Fifteen

Freitag 29. Juli 22 22:39

Die #documentafifteen-Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, warum sie Darstellung wie die von Naji al-Ali akzeptiert haben, die offensichtlich nicht mit tatsächlichem Kampf um Frauenrechte vereinbar sind. Nicht nur zeigt die Zeichnung eine typische antisemitische Darstellung eines Juden, wie sie auch im Stürmer hätte stehen können, sie ist gleichzeitig sexistisch. Denn die Figur arabischer Staaten, die mit einer mit Davidstern gekennzeichneten Figur „ins Bett steigt“, bedient ein sexistisches Narrativ der Hure, die jedem willig ist. Dieser „Hure“ wird eine Frau gegenübergestellt, die „tugendhaft“ der antisemitisch dargestellten Figur eines Juden Widerstand leistet, sich ihm also verweigert. Neben Antisemitismus zeigt die Karikatur also auch klassische Stereotype einer sexistischen Kultur, in der Frauen einem Keuschheitsideal entsprechen müssen.

Damit beweist die Darstellung den Grundsatz, dass Antisemitismus echte Emanzipation verhindert.

Zumal das Phänomen des Missbrauchs von Frauenanliegen jeder/m bekannt ist, die/der sich mit Antisemitismus, dem Nahostkonflikt und Frauenrechten beschäftigt. Die Bewegung palästinensischer Frauen für Menschenrechte von Frauen wurde schnell von Extremisten gekapert, sowohl von PFLP als auch Islamisten, die berechtigte Anliegen von Frauen für antisemitische Propaganda missbrauchen, während die fundamentalen Verletzungen der Rechte von Palästinenserinnen durch Hamas und PA verschwiegen werden.

Wann immer antisemitische Darstellungen als Teil der "Frauenbewegung" präsentiert werden, handelt es sich nicht um eine genuine Frauenbewegung gegen Gewalt gegen Frauen und für die Rechte von Frauen, sondern um reine Propaganda. Die Mehrheit der Mythen über angebliche Gewalt gegen Frauen durch die israelische Armee werden von den genannten Extremisten oder ihren Verbündeten verbreitet.

Es gibt leider auch in der sogenannten islamischen Welt auch Frauen, die sich als Feministinnen bezeichnen und antisemitische Stereotype bis hin zu brachialem Judenhass verbreiten. Hier sollte hingeschaut werden, denn so wie der Kampf gegen Rassismus niemals Antisemitismus rechtfertigt, gibt es auch keine Entschuldigung für Judenhass von Feministinnen.

Die Frauenbewegung in Algerien, die in diesem Teil der Documenta Fifteen dargestellt werden soll, hat nichts mit Israel beziehungsweise dem Nahostkonflikt zu tun. Anders als von Antisemitinnen und Antisemiten dargestellt, ist der Nahostkonflikt in keiner Weise ein zentrales Thema für den Befreiungskampf Nordafrikas und noch weniger für den Kampf von Frauen in der Region um Menschenrechte.

Selbst ohne die genannten Hintergründe zu kennen, sind die gezeigten Darstellung deutlich als antisemitisch zu erkennen und damit für jede Ausstellung inakzeptabel - doch die Verantwortlichen weigern sich offensichtlich, hinzuschauen.

Frauenrechte dürfen niemals als Deckmantel für Antisemitismus missbraucht werden. Als Verein für Frauenrechte fordert Frauen für Freiheit: Dieses bewusste Wegschauen muss aufhören, die #documentafifteen muss geschlossen werden. Der Hergang der diesjährigen Ausstellung muss durch die Bundesbeauftragte für Kultur, Claudia Roth, aufgeklärt und entsprechende Konsequenzen eingeleitet werden.

#NotInOurName

Statement zur Documenta Fifteen