Ein Kommentar zu unserer Veranstaltung „Fragen angesichts islamistischer Ideologien“ vom 6. April 2017

Samstag 15. April 17 00:31

Da wir im Nachgang einige Zuschriften bekommen haben, deren Verfasser sich mehr Veranstaltungen zum Thema Islam wünschen, eine kurze Klarstellung: Frauen für Freiheit wurde gegründet, um für die Freiheit der Gesellschaft einzustehen. Zu einer freien Gesellschaft gehört sowohl die Kritik an Religionen als auch an politischen Ideologien. Da der Islam beides ist, ist für uns die Kritik am Islam der selbstverständliche Bestandteil einer freien Gesellschaft.

Allerdings sind wir überzeugt, dass es die Antwort der Mehrheitsgesellschaft auf die gefährlicheren Teile dieser Religion und Ideologie ist, die unsere Zukunft bestimmen wird. Genauso wie die Öffentlichkeit eine Antwort auf die Gruppenübergriffe auf Frauen - wie auch auf Männer - finden muss, um Freiheit und Sicherheit im öffentlichen Raum zu gewährleisten und weitere Taten zu verhindern.

Daher werden wir uns weiterhin hauptsächlich auf die Mehrheitsgesellschaft konzentrieren und laut und vernehmlich auf Defizite beim politischen und gesamtgesellschaftlichen Umgang mit antidemokratischen Kräften hinweisen.

Um zu illustrieren, was gemeint ist, nehmen wir ein aktuelles Beispiel aus Berlin. An einer Berliner Schule, die sich ausgerechnet Schule ohne Rassismus nennt, musste ein jüdischer Schüler nach monatelangen antisemitischen Beleidigungen und letztendlich einem tätlichen Angriff die Schule verlassen. Obwohl die Angriffe der Schulleitung bekannt waren, unternahm diese nichts, um den Jungen zu schützen und dem offenen Antisemitismus entgegenzuwirken. Nachdem der Vorfall bekannt geworden war, wurde ausführlich in der Presse berichtet. Daraufhin veröffentlichen einige Eltern der Schule einen Brief, in dem sie ihren eigenen Nachwuchs als die eigentlichen Opfer darstellten, die nun durch die Presse in Verruf gebracht würden. Um klarzustellen, wer der eigentlich Schuldige ist, verwiesen jene Eltern auf den Nahostkonflikt. Warum der jüdische Junge für den Nahostkonflikt verantwortlich sein soll, erklärten sie nicht. In ihren Augen scheinen die Angriffe damit entschuldigt zu sein.

Die Angreifer des Jungen sind mehrheitlich Muslime, die vermutlich auch durch den religiösen Hintergrund eine antisemitische Haltung vermittelt bekommen haben. Wer allerdings dem Jungen weder zu Hilfe gekommen ist noch wenigstens jetzt etwas gegen Antisemitismus unternimmt, ist die Mehrheitsgesellschaft in Form der Schulleitung und der deutschen Eltern, die diesen Brief geschrieben haben. Statt die antidemokratische, antisemitische Haltung ihrer Zöglinge anzugehen, bestärken sie sie noch. Ein unglaublicher Vorfall, der allerdings in einer Stadt, in der kurz zuvor der Regierende Bürgermeister mit Antisemiten an einer Kundgebung auf dem Breitscheidplatz teilgenommen hat, kaum verwundert. Politiker, die jährlich die antisemitische Al Quds-Demonstration im Herzen Berlins gestatten, und islamische Antisemiten hofieren, sind das eigentliche Problem, sie schaffen ein Klima, in dem Jugendliche mit islamischem Hintergrund ihren Hass frei ausleben können. Das Problem ist die Mehrheitsgesellschaft, die solche Taten ermöglicht.

Apropos Breitscheidplatz: Auch die Opfer des islamischen Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz wurden selbstverständlich bei unserer Diskussion erwähnt. Eva Quistorp hat mit Freunden eine Initiative gegründet, die zum Jahrestag des Anschlags eine Gedenktafel auf dem Platz anbringen möchte, auf der alle Opfer namentlich genannt werden. Falls gewünscht, selbstverständlich nur mit Vornamen, zum Schutz der Familien vor Sensationsgier. Wie Eva sagte, gehört zur Würde des Menschen der Name der Menschen. Die meisten deutschen Opfer vom Breitscheidplatz werden immer noch nicht genannt, ihr Gesicht nicht gezeigt, ihre Lebensgeschichte nicht erzählt. Das trifft nicht nur auf die Toten zu, sondern auch die vielen Verletzten, deren Angehörige, die Hinterbliebenen und die vielen Helfer wie Sanitäter, Ärzte und Polizisten. Damit nimmt man ihnen ein Stück der Würde, des Menschseins, und verhindert die Anteilnahme an ihrem Schicksal und im Falle der Helfer an ihrer Leistung.

Der Anschlag auf die Spieler des BVB hat gezeigt, wie groß die Anteilnahme bei Menschen ist, die bekannt sind, deren Gesichter und Namen öffentlich genannt werden. Auch Nicht-Fußballfans haben auf die Nachricht des Anschlags reagiert, denn es ist möglich, mit den Opfern mitzufühlen und sie dadurch zu unterstützen. Den deutschen Opfern des Terroranschlags vom 19. Dezember wird dies verwehrt. Das wirft Fragen auf, warum nicht berichtet wird, warum die Geschichten nicht geschrieben werden, warum der politische Umgang mit Terroropfern und Angehörigen so rücksichtslos war, dass Politiker ihnen beim Gedenkgottesdienst vorgezogen wurden. Hat eigentlich kein Politiker vor und nach der Messe nach den Angehörigen gefragt, wollte sie kennenlernen, ihre Geschichte hören? Oder hätten die Opfer bei der Parole „wir leben weiter wie bisher“ gestört? Denn zwölf Menschen leben nicht mehr und für viele andere gibt es kein Leben wie bisher.

Wir haben die Veranstaltung absichtlich „Fragen angesichts ...“ genannt, denn zunächst müssen die Fragen gestellt werden, bevor sie beantwortet werden können. Und es gibt eine große Zahl unbeantworteter Fragen nach der fehlenden oder mangelhaften Reaktion unserer Gesellschaft auf islamischen Terror. Erol beschrieb einige politische Mechanismen, die offene Kritik am Islam verhindern. Eva erzählte von ihrer anfänglichen Naivität, die sogar so weit ging, die Vollverschleierung für eine revolutionäre Kleidung zu halten, unter der Pamphlete und Waffen im Iran geschmuggelt werden konnten.

Beide haben konsequent nach ihrem Gewissen gehandelt und die Politik kritisiert, die antidemokratische islamische Kräfte zu akkommodieren sucht. Dafür gebührt Eva Quistorp und Erol Özkaraca großer Respekt. Sie haben beide viel riskiert und einstecken müssen, aber gerade Menschen wie Eva und Erol tragen dazu bei, weitere Opfer zu verhindern.

Wir verneigen uns und werden weiter Fragen stellen. Zu Religion und Ideologie, aber vor allem zum Umgang der Mehrheitsgesellschaft mit beidem.

Eure Frauen für Freiheit

Ein Kommentar zu unserer Veranstaltung „Fragen angesichts islamistischer Ideologien“ vom 6. April 2017
Portraits: Almut Meyer